Barockschloss Rammenau
Restaurierung Stuckmarmor auf Wand- und Gewölbeflächen
Objektbeschreibung
Beim Schloss Rheinsberg handelt es sich um eine stattliche, zweigeschossige Dreiflügelanlage mit seeseitigem Ehrenhof und Säulenkolonnade mit jeweils einem Rundturm vor den Seitenflügeln. In seiner heutigen Gestalt ist es das Ergebnis mehrerer umfangreicher Umbauten im 18. und frühen 19. Jh. Im Kern überformten die Umbauten ein auf mittelalterlichen Fundamenten errichtetes Wasserschloss der v. Bredow aus dem 16. Jh.
Der Billardsaal im Schloss Rheinsberg, auch Gartensaal genannt, da er den Verbindungsraum zwischen Park und Innenhof des Schlosses bildet, im südlichen Seitenflügel in Räumen des sog. Klingenbergflügels gelegen, kann noch als Zeuge dieser umfangreichen Baugeschichte gelten.
Geprägt wird der Billardsaal durch ein Gratgewölbe, welches z.T. noch aus dem 16. Jh. stammt. Die Wand- und Deckenflächen im Billardsaal sind vollflächig mit einem Stuckmarmor in zwei Varietäten (Gelb/Ocker mit roter Aderung, z.T. weißen Einsprengseln für die Wände; rötlicher Ocker / Rosé für die Sockelverkleidung) gestaltet. Der Stuckmarmor nimmt dabei die Raumgestalt auf, daher geht er die Bögen, Leibungen und Grate der Raumschalenoberfläche mit.
Technologisch handelt es sich um angetragenen Stuckmarmor, welcher auf einem zweilagigen Unterputz über Ziegelmauerwerk in Farbe, Struktur und Form angetragen wurde.
Zustand
Der im Dezember 2017 vorgefundene Zustand geht auf eine langanhaltende Phase mit Reparaturen / Restaurierung wahrscheinlich seit den 1970er Jahren zurück. Zu Zeiten der DDR, nach Enteignung des Hauses Hohenzollern war im Schloss eine Diabetiker-Klinik untergebracht, damit einher ging dann eine Nutzung des Billardsaales als Turn-, Sport- und Übungsraum mit einem zum Teil außergewöhnlichen Schadbild.
Ein auf die Nutzung als „Sportstätte“, statische Bewegungen im Gewölbe und in den 4 seitlichen Türstürzen zurückzuführendes Schadbild, waren die ausgeprägten Hohllagen welche sich insbesondere in den Gewölbeflächen in einem Zuge mit Risssystemen markierten. Teils zeigten die Hohllagen ein achteckiges, bis rundes Erscheinungsbild mit einer gewissen Verformung der Stuckmarmorschale, was auf die mechanische Einwirkung von z.B. Medizinbällen o.ä. schließen lässt.
Eine typische Begleiterscheinung waren ebenfalls die zahlreichen mechanischen Beschädigungen wie Kantenabbrüche und kleinere, lokale Lockerungen oder Abplatzungen. Generell waren die Oberflächen im Raum gekennzeichnet durch völlig entsättigt wirkende Farben mit einem vollständigem Fehlen des für den Stuckmarmor typischen Oberflächen- und Tiefenglanzes. Die feine Aderung und diffizilen Strukturen des Marmors waren kaum noch erkennbar. Das fein nuancierte Farbenspiel der unterschiedlichen Bauteile war völlig verloren.
Ausgeführte Maßnahmen
- Reinigung, mehrstufig trocken und feucht unter Zuhilfenahme von 2%iger Vulpexlösung
- Reinigungsschliff mit 800er Körnung
- Bearbeitung der historischen Ritzungen mit Remmers Arte Mundit
- mechanischer Ausbau von unpassenden Altergänzungen, insbesondere der Sockelzone
- chemische Freilegung übermalter Zonen
- Hinterfüllung von Hohlstellen mit Calxnova
- Rekonstruktion der abgenommenen Stuckmarmoroberflächen (gesamt ca. 20m2)
- Abstucken der Oberflächen mit mehrfachen Spachteln und Schleifen zum Herstellen der ursprünglichen Oberflächen- und Farbwirkung
Angaben zum Projekt
Auftraggeber
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg
Spandauer Damm 10 – 22
14059 Berlin
www.spsg.de
Bauleitung
Restaurator Jochen Hochsieder
Dorfstraße 4
16831 Rheinsberg
Amtliche Betreuung
Sächsisches Landesamt für Denkmalpflege
vertreten durch Dipl. Rest. Stefan Reuther
Schlossplatz 1
01067 Dresden
Ausführung
12.2017 – 05.2018
Bearbeitungsumfang
101.000 €
Beteiligte MA
Stuckateurmeister Lucas Lange
Stuckateur Jörg Weikert
Stuckateur Steve Meißner
Atelier für
Restaurierung
Schloss Kaufungen GmbH
Uhlsdorfer Straße 5
09212 Limbach-Oberfrohna / OT Kaufungen
Telefon +49(0)3 76 09.5 06 27
Telefax +49(0)3 76 09.5 06 28
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